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Der Container – eine der größten logistischen Errungenschaften unserer Zeit

Als universeller und genormter Transportbehälter hat der Container den internationalen Transport revolutioniert. Seither steht er für die wirtschaftliche und effektive Lagerung von Gütern. Dabei kommt er vor allem im Schiffsverkehr zum Einsatz.

Die Idee von Malcolm McLean (1913–2001) war so einfach wie genial: Dem amerikanischen Lkw-Fahrer war aufgefallen, dass das Be- und Entladen im Hafen enorm viel Zeit in Anspruch nahm. Das war ihm ein Dorn im Auge, ebenso wie die Tatsache, dass Hafenmitarbeiter regelmäßig wie Ameisen herumwuselten, um Kartons, Säcke, Kisten und Fässer auf das 5.000 Tonnen fassende Schiff zu hieven. Als McLean eines Tages am Hafen stand und die Gedanken schweifen ließ, hatte er einen Geistesblitz: Was man brauchte, war ein Behälter, der vom Lastwagen direkt auf das Schiff transportiert werden konnte, ohne dass sein gesamter Inhalt erst mühsam ausgepackt werden musste.

1956 war McLeans Behälter – also der erste Container – fertig und der extra dafür umgebaute Frachter IDEAL X brach zur ersten Containerfahrt von Newark, New Jersey, nach Houston, Texas, auf. McLean gründete kurz darauf das Transportunternehmen „Sea-Land-Corporation“ und pendelte als erster Transatlantik-Liniendienst zwischen den USA und Europa. Immer mit an Bord: seine genormten Container. Seitdem sind die bunten Stahlboxen überall auf der Welt unterwegs – und das nicht nur auf Schiffen, sondern ebenso mit der Eisenbahn und Lastwagen.

Der große Vorteil der „Legosteine“ ist, dass sie entladen und gestapelt werden können. Da der Umschlag zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern dank Kranen und Gabelstaplern mechanisiert ist, entfallen zum einen das zeitintensive Aus- und Umpacken und zum anderen die Hafengebühren für das Lagern und Verstauen. Durch den Einsatz von Containern konnten die Transportkosten erheblich gesenkt werden. Sie sind umso geringer, je größer ein Containerschiff ist

Hamburg als Tor zur Welt

1968 legte das 210 Meter lange Schiff „American Lancer“ mit 1.200 geladenen Containern als erstes Containerschiff im Hamburger Hafen an und läutete in der Hansestadt eine neue Ära ein. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde die Containerschifffahrt rund um den Globus kontinuierlich ausgebaut. Zahlreiche Häfen erweiterten ihre Anlagen mit speziellen Kranen und Lagerflächen und bauten Bahnanlagen. Auch die Schiffe wurden für die Belange der Containerverfrachtung entsprechend um- und ausgerüstet.

50 Jahre nach der Landung der „American Lancer“ empfing Hamburg mit dem 400 Meter langen und 59 Meter breiten Schiff „Antoine de Saint Exupéry“ sein bis dato größtes Containerschiff, dessen Ladekapazität für mehr als 20.000 Standardcontainer ausgelegt ist.

Damals wie heute gilt die Hansestadt als das Tor zur Welt. Mit einem Anteil von neun Millionen Standardcontainern (TEU – Twenty-Foot Equivalent Unit) pro Jahr ist der Hamburger Hafen eine der wichtigsten Warendrehscheiben für den Welthandel in Europa. Seit dem Jahr 2000 ist der jährliche Umschlag auf mehr als 620 Millionen Standardcontainer angestiegen. Würde man sie alle aneinanderreihen, ergäbe das eine Strecke von 94 Erdumrundungen.

Containerisierung als Treiber der Globalisierung

Für Prof. Dr.-Ing. Carlos Jahn, Leiter des Instituts für Maritime Logistik der Technischen Universität Hamburg sowie des Fraunhofer-Centers für Maritime Logistik und Dienstleistungen, ist der Container ein „Allzwecktransportmittel“, um Gütern über intermodale Transportsysteme wie Luft, Wasser, Straße oder Schiene zu transportieren: „Kaum etwas hat die Globalisierung so sehr beflügelt wie Container.“ Mit dieser Auffassung steht er nicht alleine da. Auch diverse andere Experten halten den Transport via Container für eine revolutionäre Erfindung, ohne die sich der Welthandel, wie wir ihn kennen, nie hätte entwickeln können.

Als international standardisierte Maß- und Vergleichseinheit hat sich schon früh die 20-Fuß-Container-Einheit (TEU) durchgesetzt. Die Grundfläche eines Containers beträgt 8’ (2,438 Meter) x 20’ (6,096 Meter), 30’ (9,144), 35’ (10,668 Meter), 40’ (12,192 Meter) oder 45’ (13,716 Meter) (’ = Fuß). Daneben gibt es auch 40-Fuß-Container, die entsprechend 2 TEU ergeben, sowie standardisierte Spezialbehälter. In Thermocontainern werden vor allem verderbliche Produkte wie beispielsweise Obst und Gemüse eingelagert, die eine thermische Isolierung benötigen. In reinen Kühlcontainern wiederum landen Fisch und Fleisch. Während der Transport von verflüssigtem Sauerstoff sowie anderen Gasen via Gascontainer erfolgt, werden flüssige Massengüter in Flüssigkeitscontainern transportiert und gelagert.

Die Nummer macht den Unterschied

Zur besseren Organisation und Sicherheit hat jeder Container einen individuellen vierstelligen Großbuchstaben- und sechsstelligen Zifferncode sowie eine Kontrollzahl, die weltweit ein einziges Mal vergeben ist. Anhand der Containernummer lassen sich diverse Informationen wie Herkunftsland, Eigner und Größe ablesen. So kann jede Box überall auf der Welt identifiziert und ihre Position auf einem Schiff oder in einem Hafen bestimmt werden. Zusätzlich sind Container mittlerweile auch mit einer Satellitennavigation ausgestattet.

Die Vorteile des Containerverkehrs liegen auf der Hand: Dank der schnellen Löschung von Schiffsladungen – sprich der hohen Umschlaggeschwindigkeit – punktet er in Sachen Wirtschaftlichkeit. Das Gleiche gilt auch für die Lagerhaltung: Container sind stapelbar. Der benötigte Platz lässt sich also präzise berechnen. Infolgedessen wird wesentlich weniger Stellfläche verbraucht – und Geld gespart.

Es gibt jedoch auch einen Haken: Die Staukapazität kann nicht immer optimal ausgeschöpft werden. Grund dafür sind die im europäischen Güterverkehr weitverbreiteten Europaletten. Aufgrund dieses europäischen Standardmaßes werden Europaletten nicht immer eingesetzt – und falls doch, dann wird in einem Container viel Platz verschenkt. Der Grund: Europaletten können nicht seitlich nebeneinander in einem Container gestaut werden. Ob sich dieser Sachverhalt in Zukunft ändert, steht in den Sternen der Schifffahrt. Vielleicht findet sich ja jemand wie Malcolm McLean, der den internationalen Transport mit einem Geistesblitz erneut revolutioniert.

Quellen: