Hartmut Kleinfeldt hat sein halbes Leben in den Häfen dieser Welt verbracht. Nun, nach mehr als drei Jahrzehnten, kehrte der ehemalige Kapitän und Stauplaner seinem Job den Rücken. Stattdessen ist er für SCHOLPP als Sicherheitsingenieur auf nationalen Baustellen unterwegs.
„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige“, sagte einst der römische Philosoph, Naturforscher und Politiker Seneca. Dieses Zitat trifft auch auf Hartmut Kleinfeldt zu, der knapp 30 Jahre lang – erst als Ladungsoffizier und Kapitän, dann als Stauplaner und Verantwortlicher für alle Ladungsarbeiten in vielen Häfen weltweit gemeinsam mit einem fähigen Team – für den reibungslosen Schiffsverkehr auf den Weltmeeren und einen schnellen und sicheren Ablauf in den Häfen verantwortlich war. Fragt man ihn heute, wo er am liebsten unterwegs war, muss er nicht lange überlegen: „Überall und Nirgendwo – und vielleicht manchmal auch ein Stück weiter“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht.
Für Hartmut Kleinfeldt begann alles an der Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/Wustrow, wo er vor der Wende Nautik studierte. Anschließend ließ er sich zum Kapitän ausbilden und bereiste einige Jahre lang Häfen auf fast allen Kontinenten. „Ich war damals weltweit und oft sehr lange unterwegs“, blickt Hartmut Kleinfeldt auf diese Zeit zurück. 2001 kam dann die bedeutende berufliche Veränderung. Von nun an war er nicht mehr als Kapitän an Bord, sondern organisierte als Schiffs- und Stauplaner von Hamburg aus den weltweiten Transport von Schwergut und Projektladung.
Zur Ladung gehörten unter anderem Gasturbinen, Transformatoren, Lokomotiven und Mobilkrane. An den Flügel-Prototyp einer Windanlage erinnert er sich bis heute: Da der Flügel sagenhafte 90 Meter lang war, konnte er nur auf dem Deck platziert werden. Als Stauplaner musste Hartmut Kleinfeldt dafür Sorge tragen, dass diese Ladung nur zweimal bewegt wird – das erste Mal, wenn sie an Bord ging, und das zweite Mal beim Erreichen des Zielhafens. „Ein Umstauen war wegen der Gefahr möglicher Beschädigungen ausgeschlossen“, erklärt er.
Häfen als Haltestelle
Die Reisen der Schiffe führten nach einem vorgegebenen Fahrplan in 20 Haupthäfen auf allen Kontinenten. Bei Bedarf – lukrativer Fracht oder auf Kundenwunsch – wurden zusätzliche Häfen angelaufen. „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal gewesen. Die Häfen waren quasi Haltestellen“, so konnten Kunden, die Schwergut oder Projektladung nach Übersee verschiffen wollten, wesentlich zuverlässiger planen. Sie wussten genau, zu welchem Zeitpunkt welcher Hafen angesteuert wird.
„Bei Nadelöhren wie dem Suezkanal war es besonders wichtig, dass die im Voraus geplanten Ankunftszeiten der Schiffe eingehalten wurden und wir nicht wegen möglicher Verspätung durch schlechtes Wetter vor dem Kanal warten mussten“, erklärt Hartmut Kleinfeldt eine der vielen Herausforderungen, mit denen es ein Schiffs- und Stauplaner zu tun hat. Bei einem Aufenthalt in Südamerika erlebte Hartmut Kleinfeldt seinen verrücktesten Auftrag, als innerhalb des Hafens ein 300 Tonnen schwerer Liebherr-Mobilkran versetzt wurde: „Am Morgen war dieser noch auf dem einen Containerterminal im Einsatz, am Abend bereits auf dem anderen – das war der absolute Wahnsinn!“
Anspruchsvolle Aufgaben
Die eingesetzten Schiffe waren 192 Meter lang und in der Lage, bis zu 30.000 Tonnen zu transportieren. Jedes besaß zehn Ladeluken und vier Krane, zwei davon, die jeweils eine Last von bis zu 320 Tonnen, in Kombination bis zu 640 Tonnen, bewegen konnten. Ganz gleich, was am Ende auf das Schiff gehoben wurde, es glich stets einer Herausforderung. Spannend wurde es beispielsweise, als es galt, in Griechenland eine riesige Yacht mit einer Länge von über 50 Metern und einem Gewicht von 380 Tonnen direkt aus dem Wasser auf das Schiff zu hieven. „Der Auftrag dauerte von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Bei solch einer Verladung werden Taucher eingesetzt, die Spezialgurte unter dem Rumpf der Yacht anbringen, um die Yacht sicher aus dem Wasser und an Deck zu heben“, erinnert sich der ehemalige Kapitän zurück.
Um Schwergüter und Projektladungen ideal auf einem Schiff zu verteilen, benötigt der Stauplaner eine Vorlaufzeit von bis zu vier Wochen sowie relevante Informationen zu Parametern wie Lade- und Löschhafen, Gewicht, Abmessungen, Gewichtsschwerpunkt und Anschlagpunkte. Anhand dessen wird eine 3D-Simulation konzipiert, um anschließend mit dem Auftraggeber das Vorgehen hinsichtlich Transport und Handling beim Laden und Löschen, sowie relevanter Schutzmaßnahmen zu besprechen. „Die Simulation war unser roter Faden, mit dem wir die anspruchsvollen Aufgaben gelöst haben“, erzählt Hartmut Kleinfeldt.
Neben der Vorbereitung und Durchführung ist ein Schiffs- und Stauplaner für die Koordination aller Ladungsarbeiten an Bord und die Vor-Ort-Überwachung zuständig, sprich: Bevor ein Schiff einen Hafen anläuft, waren Menschen wie Hartmut Kleinfeldt bereits zugegen, haben sich ein genaues Bild von den Bedingungen gemacht und mit den Verantwortlichen der Kunden, der Hafenterminals und der in diesem Hafen betreuenden Linienagentur gesprochen. Oberste Priorität hat dabei die Sicherheit. Sie ist ein entscheidender Faktor beim Transport übergroßer Ladungen von einem Ort zum anderen.
Auf einmal taucht SCHOLPP auf
Nach fast 30 Jahren verließ Hartmut Kleinfeldt seinen Arbeitsplatz an Bord dieser Schiffe in den Häfen dieser Welt und nahm die Stelle als Sicherheitsingenieur bei SCHOLPP an. Hier betrat er allerdings kein Neuland. So absolvierte er in den 1990er-Jahren eine Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit – eine Qualifikation, die zwar schon lange zurückliegt, ihm aber bei SCHOLPP zugutekommt. Darüber hinaus profitiert er bei der Erstellung von Baustellen-Audits von den Erfahrungen, die er als Stauplaner gemacht hat. Im Fokus seiner neuen Tätigkeit steht explizit die Kontrolle des Handlings von schweren Lasten mittels Kranen und Hubgerüsten.
„Ich habe ein gutes Auge für den Transport und die Tragfähigkeit, deswegen helfe ich bei meinen Baustellenbesuchen gerne aus und gebe fachlichen Input“, so Hartmut Kleinfeldt, der sich bei herausfordernden Großprojekten im Vorfeld mit den verantwortlichen Projektleitern austauscht. Im Nachgang geht er dann mit dem Kunden in Klausur und holt sich ein Feedback ein. Das wiederum ist wichtig für die Zertifizierung nach DIN 9001, welche Unternehmen für optimales Qualitätsmanagement auszeichnet. Darüber hinaus schult der neue Sicherheitsingenieur die SCHOLPP-Mitarbeiter in Sachen Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Wenn sich der Kreis schließt
Als Schiffs- und Stauplaner hat Hartmut Kleinfeldt Schwergut und Projektladung von einem zum nächsten Hafen transportiert. Bei SCHOLPP kontrolliert er nun die Ankunft am Zielort sowie die Einbringung von schweren Maschinen und Anlagen wie beispielsweise Druckmaschinen, Pressen und Gasturbinen in einer Halle. „Das habe ich in meinem Leben schon so viele Male gesehen“, stellt Hartmut Kleinfeldt fest. Der einzige Unterschied zu seiner früheren Tätigkeit als Schiffs- und Stauplaner ist, dass er nicht mehr wochenlang „überall und nirgendwo“ unterwegs ist, sondern viel öfter den Abend zu Hause verbringen kann.