Der Handel mit Waren hat eine jahrhundertelange Tradition. Gleiches gilt für die damit verbundenen Transportwege. Das Straßennetz ist mit Abstand der größte Verkehrsträger – dieser traditionelle Weg gerät jedoch durch Zölle immer wieder ins Stocken, wie jüngst der Brexit eindrucksvoll bewiesen hat.

Die bekannteste und älteste Handelsstraße der Welt ist die Seidenstraße. Sie verbindet seit dem 2. Jahrhundert vor Christus Europa und China miteinander. Die 6.400 Kilometer lange Handelsroute begann im Reich der Mitte und führte bis nach Rom und Venedig. Die Händler aus China transportierten über die Seidenstraße neben Seide vor allem Gewürze, Porzellan und Tee nach Europa. Die Reise in Karawanen und mit Kamelen konnte bis zu zwei Jahre dauern und war aufgrund der wechselnden klimatischen Bedingungen nicht nur beschwerlich, sondern auch gefährlich. Als man im 15. Jahrhundert damit anfing, Waren im großen Stil auf dem Seeweg zu transportieren, verlor die Seidenstraße als Handelsweg an Bedeutung.

Erfindungen stärken Handel

Im 19. und 20. Jahrhundert gewann die Logistik durch die Erfindung von Lastkraftwagen deutlich an Stärke. Dank der technischen Innovation fielen viele lange und beschwerliche Lieferketten nun deutlich kürzer aus. Seitdem können Händler ihre Waren wesentlich schneller und zuverlässiger zum Zielort transportieren. Damit das auch weiterhin auf dem Landweg geschieht, möchte China eine neue Seidenstraße zum logistischen Leben erwecken und damit eine moderne Wirtschaftsstraße etablieren. Diese nimmt in den chinesischen Städten Xi’an und Zhanjiang ihren Anfang und erstreckt sich über Zentral- und Westasien bis nach Europa.

Neben diversen Zugstrecken gibt es weiterhin maritime Verbindungen durch das Südchinesische Meer, den Indischen Ozean und das Mittelmeer. Ein Endpunkt der neuen Handelsroute liegt beispielsweise in Duisburg, das über den größten Binnenhafen Europas verfügt. Die Zugverbindung zwischen dem Duisburger Hafen und China dauert zwischen 12 und 16 Tage und ist schneller als die Reise mit dem Schiff sowie kostengünstiger als der Warentransport per Flugzeug. Final soll die neue Seidenstraße bis zu 70 Länder und mehr als vier Milliarden Menschen miteinander verbinden. Dessen ungeachtet dürfte auf absehbare Zeit die Straße dennoch der beliebteste Transportweg bleiben.

Lkw rollen durch die Welt

Der Güterverkehr zwischen Ländern mit einer gemeinsamen Grenze nimmt gegenwärtig ein Viertel des Welthandels ein. Tendenziell wird dieser Wert zukünftig sogar weiter steigen. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden und den erhöhten Güterverkehr stemmen zu können, haben vor allem asiatische Länder bereits eine Vielzahl verschiedener infrastruktureller Maßnahmen in die Wege geleitet. Im Fokus steht dabei der Transport über das Straßenverkehrsnetz.

Die Beförderung von Waren via Lkw hat mehrere Vorteile. Der Lkw hat sich mit seiner großen Beweglichkeit zu einem unverzichtbaren Transportmittel entwickelt und lässt sich aus logistischer Sicht leicht handhaben. Und auch die Kosten sprechen eindeutig für die Güterbeförderung auf der Straße; dementsprechend haben sich die Menge der zu transportierenden Waren und damit ebenfalls die Auslastungszahlen erhöht. Deswegen wird der Verkehr auf der Straße weiterhin eine dynamische Rolle einnehmen. Doch nicht überall rollt der Verkehr stau- und problemfrei.

Brexit bremst Verkehr auf die Insel aus

Der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs, der am 1. Februar 2020 in Kraft trat, bedeutete eine Zäsur – auch für den Handel. Aktuell prägen lange Lkw-Schlangen die Kulisse vor den Häfen am Ärmelkanal. Michelle Dale, Senior-Managerin bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft UHY Hacker Young, sieht das Hauptproblem in den komplizierten und aufwendigen bürokratischen Herausforderungen: „Britische Unternehmen haben nicht genügend Zeit oder Hilfe erhalten, um sich auf die Kosten des Brexits oder die Unmengen an Papierkram vorzubereiten.“

Solange diese nicht bewältigt werden können, haben die Lkw-Schlangen erhebliche Konsequenzen für den Zeitplan der Transportkette, die vor allem im internationalen Warenverkehr mehrgliedrig ist. Denn für gewöhnlich findet mindestens ein Wechsel zwischen den Transportmitteln statt. Ein klassisches Beispiel: Container werden über den Seeweg gebracht und dann von Lkw auf dem Straßenweg ausgeliefert.

Zoll & Maut

Zölle sind keine Erfindung der Moderne. Schon in der Antike und im Mittelalter wurden in Städten und Staaten Zölle erhoben. Ägypten beispielsweise verwendete die Einnahmen, um den eigenen Finanzbedarf zu decken. Der Begriff „Zoll“ stammt vom griechischen Wort „teloneum“ ab und bedeutet „eine Abgabe leisten“. Im 4. Jahrhundert verbreitete sich in diesem Zusammenhang auch der Begriff „mota“ (Weggeld) für „Maut“. Bis ins Mittelalter mussten Händler an Zollerhebungsstellen eine Abgabe entrichten, etwa um Wege zu benutzen und Brücken zu überqueren oder um am Hafen oder auf Märkten Waren feilbieten zu dürfen.

Auch im Absolutismus genossen Zölle eine große Bedeutung. Sie wurden zum Beispiel eingesetzt, um die heimische Wirtschaft vor der ausländischen Konkurrenz zu schützen. Die Folge: Die eigene Ware hielt im Wettbewerb mit der billigeren oder gleichwertigen aus dem Ausland stand.

Die Zollpolitik hat sich mittlerweile jedoch deutlich gewandelt: So wurde Anfang der 1990er Jahre mit der Europäischen Union ein einheitlicher Wirtschaftsraum in Europa geschaffen, dessen Mitglieder untereinander keine Zölle erheben. Entlang der EU-Außengrenze wiederum – besonders an Häfen oder Flughäfen – nimmt der Zoll seine klassischen Aufgaben gewohntermaßen wahr. Der Brexit als jüngstes Beispiel belastet seitdem die britische Wirtschaft ob der höheren Kosten enorm. Einer Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft UHY Hacker Young zufolge sind zwischen Januar und Juli 2021 rund 2,2 Milliarden Pfund (2,58 Milliarden Euro) an Zollgebühren angefallen –  ein Anstieg von 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Digitaler Fokus auf Lieferkette

Wenn allerdings relevante Bauteile nicht geliefert werden können – wie im ganz konkreten Fall Chips und Halbleiter –, dann hat das katastrophale Auswirkungen auf die Produktion und den Absatz. “Dass der EU-Neuwagenmarkt sich im Laufe des Jahres 2021 vom Krisenjahr 2020 erholen würde, war eine verfrühte Hoffnung”, fasst Autoexperte Peter Fuß von der Unternehmensberatung Ernst & Young GmbH die aktuelle Lage im Handelsblatt zusammen.

Heute gilt deswegen mehr denn je: Wer auf dem Markt bestehen will, muss nicht nur seine Lieferkette – also den Weg der Waren – im Blick haben, sondern auch in der Lage sein, mögliche Lieferausfälle zu kompensieren. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass nur die wenigsten Unternehmen die nötigen Vorkehrungen getroffen haben, um im Notfall gegensteuern zu können. Deswegen liegt beim Supply-Chain-Management der Fokus auf einer intelligenten Planung und Steuerung von Wertschöpfungsketten, wozu selbstredend auch die Transportwege gehören. Die Digitalisierung kann demnach einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bieten.

Klimafreundlicher Güterverkehr

Im Zuge der Globalisierung sind Transportwege deutlich länger geworden, ein Großteil spielt sich dabei vor allem auf der Straße ab. Ein Grund dafür ist auch, dass für Lkw ideale Rahmenbedingungen geschaffen wurden. So besitzt kein anderes Transportmittel eine vergleichbare Infrastruktur. Allein in den ersten drei Quartalen 2021 lagen laut Bundesamt für Güterverkehr (BAG) die mautpflichtigen Fahrleistungen auf Autobahnen und Bundesstraßen bei circa 31,3 Milliarden Kilometern.

Wie lange der Verkehr auf der Straße weiterhin wachsen darf, ist eine offene Frage. Im Sinne der Klimawende sollen perspektivisch mehr Güter via Bahn transportiert werden. Gegenwärtig werden allein in Deutschland 70 Prozent des Güterverkehrs auf der Straße abgewickelt. Professor Dr.-Ing. Arnd Stephan wirft einen Blick in die Zukunft und sieht in elektrischen Batterien und Oberleitungen sowie alternativen Kraftstoffen mögliche Optionen für einen klimafreundlichen Güterverkehr via Lkw. Aber dieser Weg ist noch sehr weit. „Bei allen Themen sind wir aber ganz am Anfang im Moment und nicht so, dass wir das in zehn Jahren in der Fläche sehen“, erklärt der Verkehrswissenschaftler der TU Dresden.

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