Lösungen für Industriemontagen: Der Druckluftkettenzug

Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: In Singapur waren bei der Errichtung eines Labors zur Krebsbehandlung in einer Tiefgarage viel Know-How, Erfahrung und eine gute Idee gefragt: Der Druckluftkettenzug von SCHOLPP.

Der Stadt- und Inselstaat Singapur – beeindruckende Welt- und Finanzmetropole mit riesigen Wolkenkratzern und dem größten Hafen unserer Erde. Mittendrin: eine neue Klinik zur Krebsforschung. Das Herzstück des Behandlungszentrums ist ein Zyklotron, zig Tonnen schwer und mehrere Millionen Euro teuer. Die Mission von SCHOLPP lautete, den tonnenschweren und millionenteuren Teilchenbeschleuniger feinfühlig und sicher in eine ehemalige Tiefgarage zu befördern. Dabei nutzte SCHOLPP hydraulische, pneumatische und elektrische Medien sowie das vielleicht wichtigste Equipment des Projekts: einen Druckluftkettenzug, an dessen Haken das Schwergewicht hing.

Grundsteinlegung 2.0

„Es war quasi die zweite Grundsteinlegung des Gebäudes“, erklärt Matthias Liebsch, verantwortlicher Fach-Ingenieur für Planung und Konstruktion. „Denn der Hub des schweren Zyklotron war eine riesige Herausforderung.“ SCHOLPP musste mehrere bungalowgroße und bis zu 80 Tonnen schwere Komponenten der Anlage in die ehemalige Tiefgarage eines Krankenhauses integrieren. Die Einzelteile konnten dabei einzig über eine enge Fassadenöffnung ins Gebäudeinnere befördert werden – und das wohlgemerkt unter Beachtung der richtigen Montagereihenfolge. Ergo galt es bei der Suche nach einem individuellen Montage-Konzept zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen und zu beachten. „Alle Maschinenbestandteile mussten zunächst bis zu 30 Meter durch eine kleine Öffnung irgendwie in das Gebäude hineingebracht und im Inneren und deutlich weiter unten zum Teil noch aufgerichtet, gedreht und montiert werden“, fasst Liebsch die wichtigsten Variablen zusammen.

Eine Idee, zwei Konfigurationen, drei Antriebsmedien

Wo üblicherweise Maschinenanlagen mittels Mobilkran montiert werden, musste SCHOLPP in Singapur extra eine Kranbahn mit zwei verschiedenen Konfigurationen einsetzen. Dabei wurden Bauteile mit einem Gewicht bis zu 40 Tonnen elektrisch via Kranbrücke mit einer Laufkatze bewegt. Für den besonders schweren Zyklotron musste SCHOLPP eine andere Lösung finden. Das Ingenieursteam konstruierte daher eine Tandem-Kranbrücke mit Druckluftkettenzug für die Hubarbeiten, der es ermöglicht, Gewichte von bis zu 100 Tonnen pneumatisch heben und senken zu können. Für die korrekte horizontale Positionierung des Herzstückes nutzte SCHOLPP in Längsrichtung die Elektroantriebe der Kranbrücken. Der Querverschub erfolgte mittels hydraulischer Verschubeinrichtung, der Drehhaken am großen Druckluftkettenzug ermöglichte das nötige Eindrehen.

Druckluftkettenzug versetzt Schwergewicht

Zunächst wurde mit der Tandem-Kranbrücke und Querverschub der Kettenzug exakt über dem Zyklotron positioniert. Es folgte der erste Hub des Kettenzuges mit einer realen Last. Vorsichtig hob SCHOLPP damit den Teilchenbeschleuniger millimeterweise aus der Übergabestation heraus, und zwar mit Samthandschuhen – schließlich durfte die bereits montierte Sensorik und andere filigrane Anbauteile keinesfalls beschädigt werden. Die Spannung stieg ins Unermessliche. Würde die verbleibende Höhe wirklich reichen?

Nach dem Aushub folgten das Einfahren des Zyklotrons hängend mit der Tandem-Kranbrücke und die Querpositionierung mit dem hydraulischen Querverschub. Alles wieder gefühlt in Zeitlupe und Millimeter für Millimeter. Erste Entspannung – die Höhe zwischen der Oberkante der Schwelle und der Unterkante des Zyklotron war ausreichend.

Nach dem Erreichen der Position über der Absetzstelle folgten das aufwendige Eindrehen des Zyklotrons, die Korrektur der horizontalen Position des Kettenzuges und das sehr feinfühlige Ablassen. „Wegen der örtlichen Platzverhältnisse und der notwendigen, extremen Langsamkeit war unser Team während des gesamten Hubs schon ziemlich angespannt“, erinnert sich Matthias Liebsch. „Aber entscheidend ist, dass wir diese Aufgabe erfolgreich gemeistert haben – für alle Beteiligten ein außergewöhnliches Projekt!“

Vorteil Druckluftkettenzug

Welche Rolle spielte dabei der Druckluftkettenzug als individuelles Hebewerkzeug? Der Platz zum Einbringen und Rangieren war in Höhe und Breite enorm begrenzt. Die Komponenten mussten trotz ihres Gewichtes und ihrer Abmaße sehr feinfühlig bewegt und exakt abgesetzt werden. „Dieses Projekt ließ sich nur mit diesem Gerät und keiner anderen Technologie und wegen seiner Kompaktheit auch mit keinem anderen Vergleichsprodukt realisieren. Außerdem bietet ein Druckluftkettenzug ein hohes Maß an Sicherheit und besitzt eine geringe Störanfälligkeit“, ergänzt Matthias Liebsch. Für SCHOLPP wurde der Kauf des Luftdruckkettenzuges damit zur sinnvollen Investition, denn er stellte gleich bei der Premiere seine Innovationskraft buchstäblich und handfest unter Beweis. So wird der robuste und kompakte Druckluftkettenzug auch in Zukunft zuverlässig schwere Bauteile ganz „feinfühlig“ heben und bewegen, und das auch in explosionsgefährdeten Räumen.